Lasse deine Seele baumeln und genieße deine Gesundheit in deinem Urlaub auf Norderney

Gesundheit aus dem Meer – die Wandlung des Fischerdorfes zum Nordseeheilbad

Frische Quellwasser und Thermalquellen werden in der Antike als ein Geschenk der Götter angesehen. Die heilende Kraft des Meerwassers erkannten schon die Völker Ägyptens und Indiens. Das antike Griechenland entwickelte das Baden zur Badekultur, zur Thalasso-Therapie, abgeleitet aus dem altgriechischen Meer und Behandlung.

Die Thalasso-Therapie blüht auf zur Quelle der Gesundheit. In Zeiten des römischen Kaiserreiches entwickelt sich die Badekultur bis hin zu Paradiesen der Badelust – man pflegt das gemeinschaftliche Bad in einem Badehaus als Freizeitvergnügen.

Mit der Eroberung des Frankenreiches gelangt die römische Badekultur über die Alpen. Die römischen Castellbäder wie Trier und Baden-Baden sind Stätten zur Erhaltung der Gesundheit der römischen Soldaten. Mit dem Abzug des römischen Militärs nördlich der Alpen gehen aber auch die Badesitten wieder verloren.

Die Geschichte der Seebäder an Nord- und Ostsee nimmt ihren Anfang mit einem Aufsatz von Georg Christoph Lichtenberg im Göttingschen Taschenkalender, in dem er 1792 die Frage aufwirft: Warum hat Deutschland noch kein großes öffentliches Seebad? Die Frage wirkt in Deutschland wie ein Signal und wird dadurch zu einer nationalen Angelegenheit.

Zuerst reagiert das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin und nimmt am 18. Juli 1794 als erstes deutsches Nordseeheilbad in den Doberan am Heiligendamm den Kurbetrieb auf. Die Entwicklung des Badelebens auf Norderney hat eine spannende Geschichte: Am 9. April 1797 bietet sich der Norderneyer Inselvogt Feldhausen den ostfriesischen Landständen zur Unternehmung einer wohltätigen Seebadeanstalt auf Norderney an. Medizinisch begründet wird die wichtige Angelegenheit durch den Landphsikus Dr. Friedrich von Halem und politisch unterstützt und gefördert durch den ostfriesischen Grafen Edzard Moritz zu Inhausen und Knyphausen. Die Wandlung des Fischerdorfes zum Seebad beginnt. 1805 hatte Norderney 573 Einwohner und rund 500 Kurgäste. Heute beherbergen etwa 6000 Einwohner zirka 430 000 Gäste mit rund 3,2 Millionen Übernachtungen.

Meerwasser & Schlick

Wirkungsvoller Einsatz der Heilkräfte des Meeres gegen Rheuma, Neurodermitis, Schuppenflechte und Ekzeme

In den Kurmittelhäusern oder Badehäuser der Kurverwaltung kommen vorwiegend warme Seewasserbäder zur Anwendung; aus diesem Grund wurden sie früher auch als Warmbadehäuser bezeichnet.

Die ehemaligen Warmbadehäuser; Kurmittelhäuser und das jetzige Badehaus bilden das Therapie-zentrum der Insel, das ganz der Gesundheit gewidmet ist. Hier werden die örtlichen Heilmittel ange-wandt und die Heilkräfte des Meeres durch den Badearzt speziell eingesetzt. Da ist an erster Stelle das Seewasser zu nennen. Es wird am Weststrand aus dem Meer gepumpt und naturbelassen, nur gefiltert und erwärmt, nach ärztlicher Vorschrift angewandt. Es ist ein lebendes Wasser: Sauerstoff und alle natürlichen Elemente bleiben erhalten.

37 Bestandteile

Wer sich genauer mit der Zusammensetzung des Seewassers beschäftigt, stellt 37 Bestandteile fest – darunter 27 Spurenelemente. Dabei kann man noch zwischen den positiv oder negativ geladenen elektrischen Elementen unterscheiden. Kurz und gut: Meerwasser ist ein Gesundheitscocktail, der seit Jahrtausenden durch die Natur in der Nordsee zusammengestellt wird. Dem Meerwasser können auch Medikamente zugesetzt werden, oder Luftperlen können das Salzwasser zum Sprudeln bringen – ein sehr belebender Effekt. Aus der Tiefe der Nordsee gewonnen, lässt sich das Meerwasser als Biomaris-Trinkkur innerlich anwenden. Außerdem gibt es Seewasser in Kosmetika und viele andere Anwendungsmöglichkeiten.

Ein ganz besonderes ortsgebundenes Kurmittel ist der Meeresschlick, ein Grundpfeiler der Thalasso-Therapie. Schlick ist die konzentrierteste Biomasse der Welt und wird auch als „Heilerde“ des Meeres bezeichnet. Er besteht aus drei wesentlichen Komponenten: durch Wellenbewegung feinst gemahlene Mineralien, feinst geriebene Meerespflanzenteile und Seewasser. Meistens wird der Schlick aus dem Wattenmeer gewonnen, das zweimal am Tag von der Flut überspült wird.

Der Seewasseranteil im Schlick liegt bei etwa 50 Prozent, die organische Substanz bei etwa 10 Prozent. Sie besteht im Wesentlichen aus fein geriebenem Plankton, Diatomeen (einzelligen Algen), Bodenorganismen, Seegras, und Torf. Die Mineralien, die noch rund 40 Prozent ausmachen, bestehen zu einem Zehntel aus Kalk – was leicht mit dem fein gemahlenem Schill (Schalen von abgestorbenen Muscheln) zu erklären ist – und verschiedenen Sandfraktionen. Davon sind 80 Prozent Quarzsande und die restlichen 20 Prozent verschiedene andere Mineralien. Schlick enthält also organische und unorganische Bestandteile.

Er ähnelt nicht zufällig dem Moor. Die Moorbildung begann 9000 Jahre vor Christus. Das Moor besteht fast ausschließlich aus organischen Bestandteilen von abgestorbenen Wäldern, Sträuchern und Pflanzen, die unter Luftabschluss geraten sind. Fango dagegen ist reiner Mineralschlamm vulkanischen Ursprungs und enthält fast ausschließlich anorganische Inhaltsstoffe.

Schlick gegen Rheuma

Schlick bezeichnet man auch als Kolloid. Kolloide sind Stoffe, die sich wegen der Größe ihrer Teilchen nicht echt lösen, sondern im Lösungsmittel (in diesem Fall dem Seewasser) sehr fein verteilen. Auf zirka 40 Grad erwärmt, wird der Meeresschlick gegen rheumatische Krankheiten im weit gefassten Sinn eingesetzt; er zeichnet sich durch ein großes Wärmehaltungsvermögen aus. Von fachkundiger Hand des Bademeisters aufgetragen, können die jahrhundertealten mineralischen und organischen Bestandteile des Meeresschlicks ihre Heilkraft entfalten. Erst wenn man nach der Behandlung abgeduscht wird, erkennt man, wie fein der Schlick ist, denn wie Tinte oder Tusche sind die Bestand-teile in die Hautporen eingedrungen. Eingesetzt wird Schlick in der Wärmetherapie vornehmlich zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen, zur Förderung der Durchblutung und Entspannung der Muskulatur. Auch Neurodermitis, Schuppenflechte und Ekzeme werden mit Meeresschlick behandelt. Die Heilung und die Rehabilitation im Heilklima der Nordsee wird Forscher auch in Zukunft noch in Atem halten.

Quelle: Jann Saathoff „Norderney 2“
ISBN: 978-3-939870-97-5